Burg Obernau
So könnte der Grundriss der Burganlage ausgesehen haben
(nach Skizzen der Kantonsarchäologie Luzern)
Von der Burg ist heute nichts mehr übriggeblieben. Es muss jedoch eine Anlage gewesen sein, wie sie um 1250 üblich war: Ein Turm mit einer Ringmauer um einen Hof.
Der Grundriss der Burganlage könnte wie oben gezeigt, ausgesehen haben:
A) Bergfried (Turm) , wo sich heute der markante Erdgupf erhebt.
B) Umfassungsmauer, bis 2,4 m dick.
C) Sodbrunnen, 41,6 m tief.
D) Vorgelagertes Befestigungswerk etwa 40 m weiter unter auf einer Gelände-Terrasse
Gesichert sind folgende Fakten
- Der Sodbrunnen ist 41,6 m tief. Die obersten 7 m waren mit bearbeiteten Sandsteinquadern ausgekleidet. Weiter unten war der Schacht einfach in den weichen Sandstein eingehauen. Bei den Ausgrabungen 1945 konnte man oben noch ganz gut die Steinbearbeitungsspuren erkennen.
- Die Umfassungsmauern massen an der Basis 2,1 - 2,4 m.
Bei der ersten Ausgrabung wurde im Sodbrunnen ein Stein gefunden, an dem Ketten deutliche Spuren hinterlassen haben, vermutlich von einer Zugbrücke. - Zudem stellte man im Brunnen drin eine dicke Brandschicht fest. Die Burg ist also abgebrannt (worden).
- Auf der künstlichen Geländeterrasse unterhalb des Sodbrunnens vermuten die Archäologen ein vorgelagertes Befestigungswerk.
Der Zerfall der Burg
Erste Annahme
Nach dem Friedensschluss von 1308 ist die Burg bedeutungslos und darum verlassen worden und zerfiel rasch. Die Bauern aus der Umgebung bedienten sich der zurechtgehauenen Steine für die Fundamente ihrer Häuser. Aber schon die Sage von der Mordnacht ist eine pro eidgenössisch gefärbte Darstellung der damaligen Zustände. Nicht die "Eidgenössischen" sind verfolgt, schikaniert und "gemordet" worden, sondern die "Habsburgischen". Man hat den Brüdern Matthias und Hartmann von Obernau ihre Metzgbänke unter der Egg zerstört und ihnen, als sie durchs Urnerland nach Mailand auf den Markt wollten, die Ware in die Reuss gekippt und das Vieh verjagt. Darauf mussten sie 1344 vor dem Rate zu Luzern schwören, dass sie nur das Gericht der Stadt Luzern anrufen und kein anderes. Hätten die "Von Obernau" und ihre Gesinnungsgenossen wirklich eine Verschwörung angezettelt und wären dabei erwischt worden, so hätten nach den damaligen Gesetzen ihre Häuser niedergerissen und ihre Güter eingezogen werden müssen. Im Ratsbeschluss von 1344 steht aber bloss: „Nie sollen Männer, die rote Ärmel getragen haben, in den Rat gewählt werden." (wie vorher die von Obernau). Man wollte also nur noch eidgenössisch Gesinnte.
Zweite Annahme
Bei der Ausgrabung von 1945 waren die obersten Steine des Sodbrunnens noch so intakt, dass man die Bearbeitungsspuren gut sehen konnte. Innert 40 Jahren verwitterte der weiche Sandstein des Brunnenkranzes so stark, dass grosse Teile davon in den Sod bröckelten. Man überlege sich: 700 Jahre gut erhaltener Brunnenkranz, dann in 40 Jahren zerbröckelt. Da kann doch etwas nicht stimmen!
Aus zeitgenössischen Schriften weiss man, dass die Unterwaldner immer wieder Ausfälle in Habsburgische Gebiete machten, mordeten, plünderten, brandschatzten, bis hinaus nach Sursee. Auch die Adelsfamilie Rinach aus dem Seetal wurde so lange geplagt, bis sie ihren Sitz ins Elsass verlegte, was erforscht und geschichtlich belegt ist. Das verleitet zur gewagten Annahme, OBERNAI im Elsass könnte auf die Familie Von Obernau zurückgehen, da die Rinacher und Obernauer verschwägert waren und mit ihnen ins Elsass emigrierten.
Bei den Ausgrabungen der Burg hat man praktisch keine Gerätschaften oder Scherben gefunden, nur eine Brandschicht. Also: Die Burg ist schon in ihren Anfängen zerstört worden, vielleicht bevor sie überhaupt richtig fertig war. Dass es "Eidgenössische" waren, die ihre Mitbürger brandschatzten, erhärten die Tatsachen, dass nirgendwo etwas über die Burg oder deren Zerstörung festgehalten ist. Ganz im Gegensatz zu den Zerstörungen anderer Burgen. Dort werden die Taten der Eidgenossen in den Schweizer Sagen- und Heldengeschichten gewaltig heroisiert.
Mit der Legende von der Mordnacht zu Luzern hat man Schuldige erfunden, um habsburgisch Gesinnte aus dem Rat zu verbannen und sie so lange zu plagen, bis sie von der Bildfläche verschwanden. Den "Von Obernau", den Rothenburgern und anderen habsburgisch Gesinnten wurden Umsturz- und Mordpläne angelastet. Man machte die ursprünglichen Opfer zu Täter. Nun mussten diese natürlich nach dem Stadtrecht gebüsst werden, d.h. Verbannung und Einzug (resp. Vernichtung) ihrer Güter.
Literatur, Quellen, Fotos
- Quartierverein Obernau: Obernauer Chronik