Schwändi-Bähnli

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Früher führte nur ein unscheinbarer Weg vom Grauenstein zu den Schwändi-Häusern. So verwundert es nicht, dass das Schwändi-Bähnli ab Herbst 1924 vom ersten Tag an über Jahrzehnte hinweg der Lebensnerv für die Bewohner von Vorder-, Hinter- und Oberschwändi war.

 

 

schwandibahnli02   Im Spätherbst 1924 konnte der Erbauer, die Dallenwiler Firma Remigi Niederberger & Söhne, Schmiede und Drahtseilbau, dem stolzen Besitzer Dagobert Odermatt die Bahn übergeben. Es schwebte ab 1924 bis 1992 etwa 100 m unterhalb der grossen Linde beim Oberfeld auf der anderen Strassenseite der Hergiswaldstrasse, hinauf in die Vorderschwändi.


Die Erstellung des Schwändi-Bähnli kostete Fr. 5754.-, welche am 21. Dezember 1925 mit Zins und Zinseszins bezahlt wurde. Mit den Landbesitzern im Obernau mussten vorher Verträge für die Talstation, die zwei Stützen und die Überfahrt abgeschlossen werden. Neben Tragseilen und Zugseil war auch eine Telefonverbindung für die Kommunikation von Berg- und Talstation erforderlich. Der Antrieb erfolgte über Treibriemen und Kegelrad. Der Betrieb funktionierte anfänglich mit sogenannten Belastungswasserkästen, welche unter den beiden Bähnlis montiert waren. In der Bergstation wurde das Wasser in die Behälter gefüllt und mit dem Übergewicht zog man die Gegengondel bergwärts. 1934 wurde die Betriebsart mit Wasser durch Elektrizität ersetzt, angetrieben mit einem 4 PS Schindler-Motor.

 

 

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Zu Beginn diente das Bähnli für Personen- und Warentransporte, später nur noch für Güter. Es durften jeweils nur zwei Personen Platz nehmen oder max. 120 kg Last transportiert werden.

Hochzeitspaar Stalder-Wechsler, 1960


Einmal wollten Hermann Widmer und Stampfeli Wisi in der Schwändi Ski fahren. Sie telefonierten Margrit Odermatt, luden die Skier ein und das Bähnli startete. Über Müllers Scheune wurde es immer langsamer und bald schwebte es wieder talwärts. Unten wieder angekommen, klingelte das Telefon und Margrit Odermatt sagte, sie seien zu schwer und müssten einer nach dem anderen hochfahren (alternativ hätten sie auch mit einer Kurbel hochgezogen werden können).

Die Familie Dagobert und Marie Odermatt war damals fast rund um die Uhr präsent. Von morgens früh bis abends spät wollten Ausflügler die Bahn benutzen. Die Wartezeit auf die Gondel verkürzten sich die Wartenden in der Besenbeiz Vorderschwändi. Alkoholausschank ohne Bewilligung war bekanntlich verboten, doch wenige im Krienseregggebiet hielten sich daran. Darum kontrollierte zeitweise die Polizei von Kriens bei Odermatts. Margrit Odermatt - Ehefrau von Dagobert Odermatt jun. - erinnert sich:

Ein Gast mit roten Socken und Knickebocker wurde von ihrer Schwiegermutter bedient und am Schluss bezahlte er die Zeche. Dann gab er sich als Polizist zu erkenn und die Odermatts erhielten eine saftige Busse. Einem zweiten "Zivilen" mit roten Socken offerierte sie später einen Kaffee - da sie ihn erkannt hatte - und sagte zu ihm: "Ein Ähnlicher sei schon hier gewesen und er solle auf dem Posten ausrichten, sie habe ihm den Kaffe geschenkt". Ein andermal kam Polizist B. vorbei und wollte wiederum kontrollieren. Margrit Odermatt nahm ihn in die Küche, polterte und erklärte ihm, dass sie auf diese Einnahmen zum Überleben angewiesen seien. Von da an erfolgte nie mehr eine Strafverfolgung und sie wurden in Ruhe gelassen.

 

Ab 1961 durften keine Personentransporte mehr durchgeführt werden, weil die Bestimmungen verschärft wurden und eine Sanierung zu teuer gekommen wäre. Der Betrieb der Bahn erfolgte - mit einer Ausnahme - ohne Zwischenfälle. Ein einziger Unfall ereignete sich am 10. November 1946 mit einem selbstverschuldeten Sturz aus dem Bähnli. Zwei Kollegen hatten zuvor in einer Hütte oberhalb der Schwändi einen über den Durst getrunken. In der Talstation stieg der eine aus, der andere blieb betrunken sitzen. Erst als die Bahn wieder anfuhr, wollte er aussteigen. Aber der Ausstieg ab einer gewissen Höhe ist nicht empfehlenswert und endete tödlich. Die Odermatts als Betreiber wurden von jeder Schuld freigesprochen.

Als 1966 das Gebiet Schwändi über eine Strasse via Langwasen erschlossen wurde, zogen sich die Odermatts als Bahnbetreiber zurück. Für Unterhalt und Betrieb sorgten von nun an vor allem die Bauern Wechsler und Portmann und bis 1992 wurden nur noch Materialtransporte durchgeführt. 1994 - nach seinem 70. Geburtstag - wurde das Bähnli abgebrochen und die "Kabinen" stehen heute noch bei den beiden Stationen Feldmatt und Vorder-Schwändi.

 

 

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Im November 1994 war die Gondel bei der Bergstation plötzlich verschwunden. Am Bettonsockel hing ein Zettel: Bin in den Ferien!

Die Fasnachtsplakette 1995, gestaltet von Josef Bründler, war dem Schwändi-Bähnli gewidmet

 

Margrit Odermatt erstattete Anzeige bei der Polizei. Diese informierte die Galli-Zunft, da sie anhand der Fasnachts-Plakette einen Scherz vermutete. Schliesslich meldeten sich die Neuzünftler 95 freiwillig, dass sie die Gondel entführt hätten. Der Bittgang nach der Vorderschwändi blieb ihnen jedoch nicht erspart. Nach anfänglich strengem Empfang erbarmte sich Margrit Odermatt und servierte den Neuzünftlern ein "Schwarzes" und verzieh unter der Bedingung, dass sie Busse tun müssen. Diese wurde mit der Organisation eines Tanznachmittages im Altersheim Zunacher eingelöst.   schwandibahnli03

 



Literatur, Quellen, Fotos
  • Akten von Margrit Odermatt
  • Luzerner Neuste Nachrichten (LNN) vom 20. April 1994, Hansruedi Sägesser
  • Quartierverein Obernau: Obernauer Chronik
  • Fotos: Quartierverein Obernau
  • Wikipedia: Remigi Niederberger
  • Seilbahndatenbank