Wegkapellen

 

wkkarte

 

Wegkapellen sind kleine Kapellen, welche sich oft an Wegkreuzungen oder Abzweigungen befinden. Manchmal werden sie auch Heiligenhäuschen genannt. Die Abgrenzung zum Flurdenkmal und zum Bildstock bzw. Breitpfeiler ist fliessend. Kapelle in diesen Bedeutungen geht auf das althochdeutsche Kappella oder Kapella (kleine Kultstätte, die dem Andenken eines Heiligen gewidmet ist) und das mittelhochdeutsche Kappelle oder Kapelle zurück, die bereits die heute gebräuchlichen Bedeutungen aufwiesen.

Die Gründe für die Erstellung solch sakraler Kostbarkeiten sind vielfältig. Oft kennt man den Grund für deren Entstehung nicht. So bleibt manches sagenumwoben oder das Volk weiss zu berichten, dass sich dort geheimnisvolle und unerklärliche Ereignisse abspielten. Allerdings ist eine Sichtweise in dieser Art nicht in jedem Fall gerechtfertigt. Insbesondere in den Alpenländern ist die Errichtung und Pflege von Bildstöcken eine verbreitete Form der Volksfrömmigkeit. Oft wurden solche sakrale Kleinbauten als Anstoss zum Gebet unterwegs, als Zeichen der Dankbarkeit für überstandene Gefahren oder Seuchen sowie zur Erinnerung an Unglücksfälle aber auch als Sühne nach Verbrechen aufgestellt. Oft werden bei ihnen auch Blumen niedergelegt oder Kerzen abgebrannt.

Über die Gründe der Erstellung der drei Kapellen entlang der Hergiswaldstrasse gibt es keine schriftlichen Quellen. Aus mündlicher Überlieferung weiss man jedoch, dass in der ganzen Umgebung die Maul- und Klauenseuche wütete. Da gelobten die Obernauer Mitte des 19. Jahrhunderts, Wegkapellen zu errichten, wenn ihr Vieh von diesem Unheil verschont bliebe.

Im kantonalen Bauinventar sind diese drei Bildstöcke als "Erhaltenswert" eingestuft. Sie sind dem Heiligen Blasius, Bruder Klaus und der Muttergottes gewidmet.

 


 

blasius
Blasius von Sebaste

* 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts in Sebaste, heute Sivas in der Türkei
† um 316 (?)

Die früher im Innern des Bildstöcklis befundene Figur zeigte in seiner Gestaltung einen naiv wirkenden pausbackigen Blasius, welcher kniend einen Kerzenstock trägt. Fachleute glauben, dass die aus Lindenholz geschnitzte Figur um das Jahr 1520 geschaffen worden ist.


Blasius war von Beruf Arzt und wurde wegen seiner unermüdlichen Hilfsbereitschaft gegenüber arm und reich und seiner Toleranz gegenüber Heiden zum Bischof von Sebaste gewählt, das damals Hauptstadt der römischen Provinz Armenien war.

Der Legende nach soll sich Blasius wegen der Christenverfolgung in einer Höhle versteckt haben. Trotzdem wurde er von Jägern entdeckt und verhaftet und vor den Statthalter Agricola gebracht. Trotz Folter weigerte er sich standhaft, die Götterbilder anzubeten. Durch seine Standhaftigkeit erbittert, liess der Statthalter ihn enthaupten. Vor der Hinrichtung betete Blasius, dass alle, die ein Übel an der Kehle oder sonst ein Siechtum hätten, Erhörung fänden, wenn sie in seinem Namen um Gesundung bäten. Eine Stimme vom Himmel gewährte ihm die Bitte. Deshalb wird er gegen Halsleiden angerufen.

Blasius' Verehrung ist im Osten ab dem 6. Jahrhundert als Patron des Viehs bezeugt. Im Westen wird er seit dem 9. Jahrhundert als Patron der Ärzte und Wollweber verehrt, seit dem 14. Jahrhundert als einer der 14 Nothelfer. Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche der 3. Februar (nichtgebotener Gedenktag), in den orthodoxen Kirchen der 11. Februar.

 heilige familie Die Wegkapelle fristet heute ein stilles, fast vergessenes Dasein, halb versteckt in den Tannen beim Restaurant Obernau. Früher stand diese Kapelle unter einer mächtigen Linde (beim Sturm 1960 geknickt) auf der gegenüberliegenden Strassenseite bei der ewl-Brunnstube. Zudem befindet sich heute im Innern des Bildstöcklis an Stelle von St.Blasius die Heilige Familie.

 


 

 bruder klaus
Bruder Klaus

* 1417 in Flüeli, Ortsteil von Sachseln im Kanton Obwalden in der Schweiz
† 21. März 1487 in der Ranftschlucht bei Flüeli im Kanton Obwalden in der Schweiz

Auf dem Sockel steht: "Rette Land u. Volk"


Der Bauer und Ratsherr Niklaus von Flüe vollzieht im Alter von 50 Jahren eine dramatische Lebenswende. Er verlässt seine Frau Dorothea Wyss und seine zehn Kinder. Bis zu seinem Tod lebt er 20 Jahre als Eremit in der nahegelegenen Ranftschlucht.

Der Ratschlag «Macht den Zaun nicht zu weit!» und die neutralitätspolitische Maxime «Mischt Euch nicht in fremde Händel!» wurden ihm Jahre nach seinem Tod zugeschrieben.

Steht Wilhelm Tell für das Ideal der Freiheit, blieb Klaus zu Lebzeiten ein Friedensheiliger. In dieser Eigenschaft wurde er von Papst Pius XII. am 15. Mai 1947 heiliggesprochen. Charakteristisch bleibt für ihn, dass er schon zur Zeit der Reformation von je beiden zerstrittenen Lagern beansprucht wurde. Obwohl sein Todestag der 21. März war, wurde bei der Heiligsprechung der 25. September als offizieller Gedenktag festgelegt. Der Grund war, dass am 21. März bereits Benedikt von Nursia (Patron Europas) gefeiert wird. Der Gedenktag im Evangelischen Namenkalender ist gleichwohl der 21. März. Bruder Klaus ist einer von drei heilig gesprochenen Schweizern.

 


 

maria mit kind
Muttergottes
Die Inschrift lautet: "O. Mutter Maria schütz uns vor Blitz, Hagel, Wasser und Ungewitter."


Nach Christus selbst ist Maria die zentrale Figur, die in der katholischen Kirche verehrt wird. Die Gläubigen wandten sich zu allen Zeiten an Maria, weil sie die Menschen versteht. Die Mater dolorosa, so der Glaube, teilt die Sorgen der Menschen und trägt sie vor Gott und Christus. Rosenkranzgebete sind der Inbegriff der Marienverehrung. Noch heute kennt die katholische Kirche über 30 Mariengedenk- und Feiertage. Und der Monat Mai ist vollständig der Gottesmutter Maria gewidmet. In der Katholischen Kirche wird Maria nicht angebetet, sondern verehrt.

Ist Maria die Mutter von Gott? Laut Bibel brachte Maria nicht Gott, sondern den Sohn Gottes zur Welt. In den Evangelien wird Maria „Mutter Jesu“ genannt. Seit dem Konzil von Ephesus 431 nach Christus wird Maria im Christentum allerdings als die Mutter Gottes verehrt. Um hervorzuheben, dass ihr Sohn von Beginn seines Lebens an die göttliche Natur mit seiner menschlichen Natur verband, wurde Maria als „Gottesgebärerin“ bezeichnet. Diese besonders von Kyrill von Alexandria vertretene Lehre wurde am Konzil von Ephesus beschlossen.

Dass Maria Jungfrau war, ist laut Bibelforschung wohl eine Legende – und einem Übersetzungsfehler geschuldet. Im hebräischen Original hiess es noch "junge Frau", erst durch die griechische Übersetzung wurde aus Maria eine "Jungfrau". Dennoch hat die katholische Kirche die Jungfräulichkeit Marias zum Dogma, zu einem unverrückbaren Lehrsatz, erhoben.

 


Literatur, Quellen, Fotos