Wirtschaft Obernau
In diesem im 18. Jahrhundert erbauten Luzerner Bauernhaus gab es im hochparterre eine Gaststube und ein Stubeli mit zwei Tischen. Der eine dieser beiden Tische barg eine schmucke Einlegearbeit des "Schlosses Obernau" (Burg Obernau). Die Gaststube war so niedrig und der Türsturz so tief herabreichend, dass selbst normalgrosse Gäste sich beim Eintreten bücken mussten. Die Gaststube war auch Treffpunkt im Quartier, besonders am Sonntagachmittag für die Einheimischen. Weitherum war die Küche von Frau Scherer und später ihrer Tochter, Frau Fuchs, bekannt. Die Leute kamen für Rinds- und Schweinspfeffer von weit her angereist.
Am 30. September 1969 resp. um 0:30 Uhr in der Frühe des 1. Oktobers 1969 schlug zum letzten mal die Polizeistunde im Obernau. Gebäude und Einrichtungen entsprachen schon seit längerem nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Neben den sanitarischen Einrichtungen gaben auch Küche und Restaurant zu kritischen Bemerkungen Anlass. Weil sich aber die Besitzer mehrmals mit Um- oder Neubauplänen beschäftigten, zeigte der Kanton Luzern eine gewisse Grosszügigkeit in der Erteilung und Bewilligung neuer Fristen. Nachdem sich aber die Familie Scherer, Meggen, trotzdem nicht für eine Sanierung oder Neubau entschliessen konnte, wurde die Wirtschaft für immer geschlossen.
Unter der Führung von Seppi Mattmann wurde dann ein siebenköpfiges Initiativkomitee gebildet, das die ersten Abklärungen traf, durch einen Kaufrechtsvertrag mit Ferdinand Willmann das nötige Land sicherte und sich beim Staatsdepartement um das Wirtschaftspatent bewarb.
Bereits 1973 konnte das neue Restaurant Obernau eröffnet werden.
Stimmen zur bevorstehenden Schliessung der Wirtschaft Obernau
LNN, 27. September 1969
Seppi Mattmann
Wir sind nicht gewillt, die Schliessung einfach zu schlucken, denn das dörfliche Geschehen und das Vereinsleben werden dadurch gestört. Wenn nun das Patent verlustig gehen sollte, werden wir selber nach einer Lösung suchen.
Alfred Lacher, Präsident Quartierverein Obernau
Es ist zu bedauern, dass die Wirtschaft eingeht, denn das Obernau beginnt sich zu entwickeln. Wenn die geplante Kanalisation erstellt ist, wird die Überbauung noch intensiver werden.
Otto Wigger, Präsident Feldschützen Obernau
Wir haben uns schon längere Zeit um eine Schützenstube bemüht, sind aber immer wieder auf die bevorstehende Sanierung der Wirtschaft vertröstet worden. Nun geht uns das Vereinslokal verloren und damit ein beliebter Treffpunkt. So müssen wir nun unsere Schützenkilbi erstmals im Hergiswald durchführen.
- Literatur:
- Gasthäuser einst und jetzt, Jürg Studer, November 2013, ISBN 978-3-03727-053-0
- Quartierverein Obernau: Obernauer Chronik
- Luzerner Neuste Nachrichten (LNN) vom 27. September 1969 - Fotos: Hans Klingler, Obernau